Christian Ilzer ist noch ein Azubi. Es fehlt ihm der letzte Kurs für die UEFA Pro Lizenz. Aber er ist ein Azubi, dem ein sehr guter Ruf vorauseilt und der jetzt, mit Ausnahme ein paar interimistischer Wochen beim SC Wiener Neustadt, auch das erste Mal als Cheftrainer aktiv ist. Der 40-Jährige ist der Übungsleiter an der Linie des TSV Hartberg und macht dort gehörig auf sich aufmerksam. Aktuell heißt das Rang drei in der Sky Go Erste Liga. Der Mann aus Puch bei Weiz gilt als Vertreter der Generation ‚Laptop Trainer‘ und lässt seine Teams (dafür untypisch) gerne im 4-4-2 mit echter Doppelsechs auflaufen. Die Grundordnung am Feld betreffend wäre er also ein ‚Old-Foda‘. In Natura erweisen sich seine Teams aber meist als flexibel und sehr ‚situationselastisch‘, wie ein ehemaliger Verteidigungsminister es genannt hätte.

 

(Wikimedia Commons: Steindy)

Flexibel hätte sich der junge Trainer auch hinsichtlich des Chef-seins im Falle einer Teamchefbestellung von Andreas Herzog gezeigt. Beim ÖFB hätte er wohl wieder den ‚Co‘ gemacht, er wäre Herzogs Wahl für den ersten Assistenten gewesen. Es kam aber bekanntlich anders. ‚Herzilein‘ ist deshalb sehr beleidigt und Christian Ilzer bleibt in Hartberg. Vorerst. Bei einer Umfrage auf Sturmnetz wurde er, knapp aber doch, von den abstimmenden Fans als Wunschtrainer nach Franco Foda auserkoren. Ilzer selbst bezeichnet den SK Sturm Graz außerdem für sich als absolute Wunschadresse in der Österreichischen Bundesliga.

Ob er im jungen Alter und mit der Cheftrainererfahrung aus Hartberg schon ‚groß genug‘ ist für den SK Sturm, ist fraglich. Trotzdem hinter vorgehaltener Hand die meisten Coaching-Erfolge des Heimo Pfeifenberger bis dato seinem langjährigen Co-Trainer Ilzer zugeschrieben werden. Günter Kreissl hat zwar immer wieder große Wertschätzung für Ilzer kommuniziert, dem Vernehmen nach hält der Sturm-Sportchef ein Engagement bei den Blackies aber noch für verfrüht. Der Coach selbst würde sich die Aufgabe aber offenbar zutrauen. Im Sturmnetz-Interview nannte er die Fußstapfen von Foda zwar ‚riesig‘, um aber dann fortzufahren: ‚In diese würde ich aber auch nicht treten, da ich meine eigene Vorstellung vom Fußball, vom Training, von Führungsstil habe. Ich würde sicherlich meinen eigenen Weg gehen.‘ Aber da wäre auch noch die fehlende Pro-Lizenz, die man in der höchsten Spielklasse braucht. Der nächste Lehrgang dafür startet im Juni 2018 und endet im August 2019. 60 Tage vor Kursbeginn darf mit Ausnahmeregelung trainiert werden. Wenn Christian Ilzer im Jänner in Liebenau seinen Dienstbeginn hätte, wäre das also nicht – oder nur gemeinsam mit einem Pro Lizenz-Inhaber – möglich. Schade irgendwie.