Maik Walpurgis aus Herford trainiert trotz seines Nachnamens tendenziell lieber tagsüber. Haupttrainingsinhalt: ein Fußball wie ihn Chile spielt. Fünferkette mit offensiv starken Außenverteidigern, einer fluiden Viererkette davor im Mittelfeld und einer Solospitze im Zentrum. Unterm Strich: Modernes Fußballspielen mit viel laufen. Happelsches Hollywood ist es nicht, aber mit ‚nicht übermächtigem‘ Kadermaterial (Fredl Tatar möge verzeihen) hat er gelernt umzugehen. Sichere Defensive und einfaches Spiel in die Spitze. Dazu kommt ein Fokus auf die Effizienz bei Standards. So ließ er auch an seiner letzten Wirkungsstätte – beim FC Ingolstadt – spielen. 28 Mal für 90 Minuten. Dann war Schluss bei den Schanzern, ein Punkteschnitt von nur 1,18 war nicht genug.

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Walpurgis übernahm während der Saison 2016/17 von Markus Kauczinski, der nach nur zehn Spielen gefeuert wurde. Der sehr rothaarige Mann stieg aber mit den Bayern aus der Bundesliga ab, blieb trotzdem im Amt, verlor aber die ersten drei Spiele in Liga zwei und musste schließlich gehen. Die bekannt dezente Bild-Zeitung wusste auch noch weitere Gründe für seine Entlassung: ‚Walpurgis stolperte aber auch über Taktik-Ärger und Personal-Krach‘, hieß es dort. Der ‚Taktik-Ärger‘ wird nicht genauer erläutert. Der ‚Personal-Knall‘ (ja, noch einmal die Bild) betraf die wechselwilligen Spieler Florent Hadergjonaj und Marcel Tisserand, die schlussendlich freigestellt wurden. Das Werken in der Audi-Stadt stand von Beginn an unter keinem guten Stern. Die Fans waren gegenüber dem ‚No-Name‘ skeptisch und ein wenig erinnert seine Bestellung an die Präsentation von Teamchef Franco Foda. Man hatte den Eindruck, die dritte oder vierte Wahl bekam den Job, nachdem Gespräche mit Jos Luhukay, Andre Breitenreiter und – funny fact – Franco Foda gescheitert sind (© u.a. Augsburger Allgemeine).

Erfolgreicher waren die Walpurgis-Engagements davor beim VfL Osnabrück und bei den Sportfreunden Lotte (hier löste er übrigens Vereinslegende & Sportfreund Pele Wollitz ab und blieb fast fünf Jahre). Eine gewisse Abnützung des ‚Walpurgis-Effektes‘ im zweiten Jahr seines Wirkens zieht sich wie ein nachtblauer Faden durch die Vita des 44-jährigen. Bei Wortmeldungen ehemaliger Spieler, kommt der Fußballlehrer aber meist sehr gut weg. ‚Er ist sehr erfolgshungrig, arbeitet akribisch und hat eine klare Linie. Außerdem ist er ruhig und sachlich und weiß, was er sagt‘, ließ zum Beispiel David Pisot wissen, Spieler unter Walpurgis in Osnabrück. Eine spannende Besetzung wäre er allemal. Ein Trainer der noch einiges zu beweisen hätte, könnte genau richtig für den SK Sturm Graz sein. Aber ob Walpurgis dafür der Richtige ist? Darüber sollte man vielleicht nochmal eine Nacht schlafen.